Gesundheitsschutz in Kitas: Ein Blick auf die Biostoffverordnung

heidrun schudak thumbail

Heidrun Schudak

1. Januar 2025

Inhaltsverzeichnis

Haben Sie eine Frage oder ein Feedback? Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören.

In Kindertagesstätten (Kitas) spielen Hygiene und Sicherheit eine zentrale Rolle, um die Gesundheit der Kinder und des Personals zu schützen. Ein wichtiger rechtlicher Rahmen, der hierbei eine bedeutende Rolle spielt, ist die Biostoffverordnung (BioStoffV). Diese Verordnung regelt den Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen und ist besonders relevant für Einrichtungen, in denen Kinder betreut werden. Doch was genau bedeutet das für Kitas und warum ist sie so wichtig?

Schutz vor Infektionsrisiken

In erster Linie geht es in der Biostoffverordnung um den Schutz der Beschäftigten. Aber auch andere Personen, die gefährdet werden könnten, werden im §1 benannt.

Kinder sind besonders anfällig für Infektionen, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. In Kitas kommen sie häufig in engen Kontakt miteinander, was die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigt. 

Was sind Biostoffe?

Biostoffe sind biologische Arbeitsstoffe, die potenziell gesundheitsschädlich sein können. Hier sind die Hauptkategorien von Biostoffen, die in Kitas vorkommen:

Mikroorganismen: Dazu gehören winzige Lebewesen wie Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen. Diese Mikroorganismen sind oft unsichtbar für das bloße Auge, können sich aber vermehren und Krankheiten verursachen.

Endoparasiten: Diese Parasiten leben im Inneren eines Wirtsorganismus und können verschiedene Krankheiten verursachen. Beispiele sind Würmer und andere Parasiten, die im menschlichen Körper leben.

Wie können Biostoffe gesundheitsschädlich sein? 

Biostoffe können auf verschiedene Weisen die Gesundheit beeinträchtigen:
Infektionen: Viele Biostoffe können Infektionskrankheiten verursachen, die von Mensch zu Mensch übertragbar sind.
Toxinbildung: Einige Biostoffe produzieren Toxine, die giftig für den Menschen sein können.
Allergische Reaktionen: Biostoffe können allergische Reaktionen auslösen, die von milden Symptomen bis zu schweren allergischen Schocks reichen können.
Sonstige gesundheitsschädigende Wirkungen: Dazu gehören alle anderen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, die durch Biostoffe verursacht werden können, wie zum Beispiel chronische Krankheiten oder Langzeitschäden.

Gezielte und ungezielte Tätigkeiten

Neben den gezielten Tätigkeiten mit Biostoffen, z.B. in Laboren, beschreibt die Biostoffverordnung auch ungezielte Tätigkeiten, bei denen der Kontakt mit biologischen Arbeitsstoffen nicht absichtlich herbeigeführt wird, aber dennoch möglich ist. Ungezielte Tätigkeiten sind solche, bei denen der Kontakt mit biologischen Arbeitsstoffen zufällig oder unvorhergesehen erfolgt. In Kitas können dies Tätigkeiten sein wie:
Reinigung: Beim Reinigen von Räumen und Spielzeug können Beschäftigte mit Krankheitserregern in Kontakt kommen, ohne dass dies gezielt beabsichtigt ist.
Pflege: Beim Wickeln von Kindern oder bei der Versorgung von Verletzungen besteht ein Risiko für den Kontakt mit biologischen Stoffen, auch wenn dies nicht der Hauptzweck der Tätigkeit ist.
Alltägliche Betreuung: Auch bei alltäglichen Betreuungsaufgaben wie dem Trösten eines weinenden Kindes oder dem Helfen beim Anziehen kann es zu ungewolltem Kontakt mit biologischen Arbeitsstoffen kommen.
Kranke Kinder in der Kita: Viele Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Windpocken, Masern oder Grippe, sind bereits ansteckend, bevor die ersten Symptome auftreten. Dies bedeutet, dass ein Kind, das sich scheinbar gesund fühlt, bereits Krankheitserreger verbreiten kann. Diese Vorlaufzeit, in der die Krankheit ansteckend ist, aber noch keine Symptome zeigt, stellt eine besondere Herausforderung für die Prävention dar.

Rechtliche Verpflichtungen und Verantwortung

Die Einhaltung der Biostoffverordnung ist nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung. Träger von Kitas sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Vorschriften umzusetzen und regelmäßig zu überprüfen. Dies beinhaltet die Dokumentation von Hygienemaßnahmen, die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen und die Schulung des Personals. Die Verantwortung liegt hierbei nicht nur bei den Leitungen der Einrichtungen, sondern auch bei den einzelnen Mitarbeitenden, die aktiv zur Umsetzung der Maßnahmen beitragen müssen.

Gefährdungsbeurteilung in Kitas: Was bedeutet das?

Vor Beginn der Arbeit: Bevor Beschäftigte in einer Kita mit biologischen Arbeitsstoffen (wie Bakterien oder Viren) in Kontakt kommen, muss der Arbeitgeber eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung durchführen. Das bedeutet, dass er prüfen muss, welche Gefahren durch diese Stoffe bestehen und wie man sich davor schützen kann. Wenn der Arbeitgeber nicht selbst genug darüber weiß, muss er sich von Fachleuten beraten lassen.
Regelmäßige Aktualisierung: Die Gefährdungsbeurteilung muss sofort aktualisiert werden, wenn sich die Arbeitsbedingungen ändern oder neue Informationen vorliegen, zum Beispiel durch Unfallberichte oder medizinische Untersuchungen. Auch wenn sich herausstellt, dass die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, muss die Beurteilung angepasst werden. Ansonsten muss der Arbeitgeber die Gefährdungsbeurteilung mindestens alle zwei Jahre überprüfen und bei Bedarf aktualisieren. Wenn keine Änderungen nötig sind, muss das Datum der Überprüfung dokumentiert werden.
Was wird beurteilt?: Bei der Gefährdungsbeurteilung muss der Arbeitgeber folgende Punkte klären:
1. Welche Biostoffe sind im Einsatz?: Dazu gehört die Identität der Stoffe, ihre Risikogruppe, wie sie übertragen werden und welche gesundheitlichen Wirkungen sie haben können.
2. Welche Tätigkeiten werden ausgeführt?: Hierbei werden die Arbeitsabläufe, Verfahren und verwendeten Arbeitsmittel berücksichtigt.
3. Wie oft und wie lange sind die Beschäftigten exponiert?: Es wird ermittelt, wie häufig und wie lange die Beschäftigten den Biostoffen ausgesetzt sind.
4. Gibt es Alternativen?: Es wird geprüft, ob es sicherere Biostoffe, Arbeitsverfahren oder Arbeitsmittel gibt, die weniger gefährlich sind.
5. Weitere Erkenntnisse: Dazu gehören Informationen über Belastungen, bekannte Erkrankungen und notwendige Gegenmaßnahmen sowie Ergebnisse aus medizinischen Vorsorgeuntersuchungen.
Gesamtbeurteilung und Schutzmaßnahmen: Auf Basis dieser Informationen beurteilt der Arbeitgeber die Infektionsgefahr und andere gesundheitliche Risiken. Diese Einzelbewertungen werden zu einer Gesamtbeurteilung zusammengeführt, aus der die notwendigen Schutzmaßnahmen abgeleitet werden.

Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass Du die Unterstützung durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte einholen kannst. Sie stehen Dir mit ihrem Fachwissen zur Seite und helfen dabei, die Gefährdungsbeurteilungen korrekt und umfassend durchzuführen. Mein speziell entwickeltes Programm zur Erstellung der Gefährdungsbeurteilung kann ebenfalls eine wertvolle Unterstützung sein. Es berücksichtigt alle relevanten Aspekte, einschließlich der Biostoffe, und hilft Dir, die Gesundheit und Sicherheit in Ihrer Kita zu gewährleisten.

Hast Du Fragen dazu? Dann melde Dich bei mir. Buche einen Termin über meine Webseite oder schreibe mir eine E-Mail.

0 0 Stimmen
Artikel Bewerten

Schreibe den ersten Kommentar

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments

Weitere Beiträge

Informative und spannende Blogs rund um die Themen Arbeitsschutz, Kindersicherheit, Brandschutz und Hygiene.

Lithium-Ionen-Akkus in Kitas: Sicherheit geht vor!

1. Oktober 2025

Was Beschäftigte wissen und beachten sollten Lithium-Ionen-Akkus sind heute überall: Sie stecken in E-Bikes, E-Rollern, Laptops, Werkzeugen und vielen anderen Geräten. Auch in Kitas werden…

Erfahre mehr
blog banner

Hygiene braucht Klarheit – warum ein Plan allein nicht reicht 

1. September 2025

Ein Hygieneplan ist Pflicht – das wissen alle Kitaleitungen. Doch was nützt eine Vorlage, wenn sie nicht zur eigenen Einrichtung passt? Viele Kitas übernehmen Musterpläne,…

Erfahre mehr
2025 09 blog hygieneplan

Arbeitsschutz in Kita & Schule: Risiken erkennen, rechtliche Grundlagen verstehen, Sicherheit im pädagogischen Alltag stärken 

1. August 2025

Bereits kleine Unfälle in Kitas und Schulen zeigen, wie wichtig durchdachter Arbeitsschutz für einen entspannten und sicheren Alltag ist. Arbeitsschutz bedeutet mehr als nur Bürokratie…

Erfahre mehr
blog as allgemein kw31

Sicherer Spielspaß: Die richtige Wahl von Spielsand und Fallschutzsand für Kitas 

1. Juli 2025

Die Sicherheit der Kinder steht an erster Stelle – dieser Grundsatz begleitet mich täglich in meiner Arbeit als Kita-Expertin. Besonders das Außengelände verdient unsere besondere…

Erfahre mehr
blog waldtage 202503

Warum ist Brandschutzerziehung so wichtig? 

1. Juni 2025

Kinder sind neugierig und erkunden ihre Umgebung mit allen Sinnen. Dabei können sie auch auf Gefahren stoßen, die sie noch nicht einschätzen können. Feuer ist…

Erfahre mehr
blog banner

Händehygiene und ihre Bedeutung in der Kita 

1. Mai 2025

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft jedes Jahr am 5. Mai zum "Clean Care Save Lives"-Aktionstag auf. Deshalb möchte ich heute das wichtige Thema der Händehygiene in…

Erfahre mehr
blog händehygiene

Das Mutterschutzgesetz – Die Aufgaben für Arbeitgeber 

1. April 2025

In diesem Artikel möchte ich auf die wichtigsten Regelungen des Mutterschutzgesetzes eingehen.   Das Mutterschutzgesetz (MuSchG) ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes in Deutschland und schützt…

Erfahre mehr
blog unterweisungen

Sicherheits-Tipps für Waldtage 

1. März 2025

Waldtage in der Kita sind eine wunderbare Möglichkeit für Kinder, die Natur zu erleben und zu entdecken. Damit diese Tage sicher und unbeschwert verlaufen, ist…

Erfahre mehr
blog waldtage 202503

Effektive Gebäuderäumung in Kindertageseinrichtungen: Wichtige Maßnahmen und Regelungen 

1. Februar 2025

Brandschutz ist ein entscheidender Aspekt in jeder Einrichtung, insbesondere in Kindertageseinrichtungen, wo die Sicherheit der Kinder oberste Priorität hat. In diesem Blogartikel werden wir die…

Erfahre mehr
blog banner (2)