Gewaltprävention in der Kita: Tipps für Kitaleitungen

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Heidrun Schudak

2. April 2024

Inhaltsverzeichnis

Haben Sie eine Frage oder ein Feedback? Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören.

Gewalt in der Kita ist ein ernstes Thema, das alle betrifft. Für eine verantwortungsbewusste Leitung ist es wichtig, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der betreuten Kinder zu gewährleisten. Alle sollten gemeinsam daran arbeiten, eine sichere und liebevolle Umgebung für alle zu schaffen. 

Was ist Gewalt am Arbeitsplatz? 

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) definiert Gewalt am Arbeitsplatz als “eine Bandbreite von inakzeptablen Verhaltensweisen und Praktiken oder deren Androhung, gleich ob es sich um ein einmaliges oder ein wiederholtes Vorkommnis handelt, die auf physischen, psychischen, sexuellen oder wirtschaftlichen Schaden abzielen, diesen zur Folge haben oder wahrscheinlich zur Folge haben, und umfasst auch geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung.” 

Die Zunahme von Gewalt am Arbeitsplatz 

Leider haben Bedrohungen und Übergriffe am Arbeitsplatz in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Beschäftigte sind häufig mit verbalen Belästigungen, aggressivem Verhalten oder sogar körperlichen Angriffen konfrontiert. Es ist daher von großer Bedeutung, dieses Thema ernst zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren. 

Gewalt am Arbeitsplatz und die gesetzliche Unfallversicherung 

Die gesetzliche Unfallversicherung spielt eine wichtige Rolle, wenn es um Gewalt am Arbeitsplatz geht. Betroffene, die körperliche oder psychische Beeinträchtigungen aufgrund von Gewalt erleiden, können unter bestimmten Voraussetzungen einen Arbeitsunfall geltend machen. Wenn die zuständige Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse das Gewaltereignis als Arbeitsunfall anerkennt, stehen den Betroffenen verschiedene Hilfsangebote zur Verfügung. Dazu gehören psychologische Unterstützung, ambulante oder stationäre fachärztliche Versorgung, therapeutische Maßnahmen und Rehabilitation sowie Rentenzahlungen. 

Gefährdungsbeurteilung – auch das Thema Gewalt sollte hier nicht fehlen 

Das Thema Gewalt sollte auch in der Gefährdungsbeurteilung bearbeitet werden.  

• Welche Gefährdungen sind vorstellbar? 

• Wie sind die Abläufe bei Gewaltvorfällen? 

• Was kann vorbeugend getan werden? 

• Welche Unterstützungsangebote sind möglich? 

Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz 

Die beste Methode, um Gewalt am Arbeitsplatz zu bekämpfen, ist die Prävention: 

  • Sensibilisierung: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden für das Thema Gewalt am Arbeitsplatz. Schulungen und Workshops können dabei helfen, Anzeichen von Gewalt zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. 
  • Kommunikation: Schaffen Sie eine offene Kommunikationskultur, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, Vorfälle zu melden und Unterstützung zu suchen. 
  • Sicherheitsmaßnahmen: Implementieren Sie Sicherheitsmaßnahmen wie Zugangskontrollen, Notfallpläne und Alarmierungssysteme. 
  • Konfliktmanagement: Lehren Sie Konfliktlösungsstrategien und deeskalierendes Verhalten, um Konflikte frühzeitig zu entschärfen. 
  • Unterstützung bieten: Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Zugang zu psychologischer Unterstützung und Beratungsdiensten. 
  • Dokumentation: Stellen Sie sicher, dass Vorfälle von Gewalt ordnungsgemäß dokumentiert werden, um rechtliche Schritte einleiten zu können, wenn nötig. 

Die DGUV-Information 207-025 „Prävention von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege“ ist eine Handlungshilfe für Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, um die Beschäftigten vor Beleidigungen, Bedrohungen, sexuellen Belästigungen und psychischen sowie physischen Verletzungen zu schützen. Die Broschüre enthält Maßnahmenkonzepte, Definitionen, Ursachen von Gewalt und Aggression, Risikoeinschätzungen, Deeskalationsmanagement und Nachsorgekonzepte 

Was kann konkret getan werden? 

Kitaleitungen können diese Informationen nutzen, um die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten.  

Folgende Maßnahmen sind geeignet, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Aggressionen zu schützen: 

  • Klare Gruppenregeln: Implementiere klare Regeln in der Kita, z. B. dass Kinder andere fragen müssen, ob sie mitspielen dürfen, bevor sie sich einfach dazu setzen. Probleme sollten zunächst eigenständig geklärt werden. 
  • Schutzkonzept entwickeln: Erarbeite ein Kinderschutzkonzept für die Kita. Dieses sollte präventive Maßnahmen enthalten, um Kinder vor Gewalt zu schützen, sowie klare Handlungsanweisungen für den Fall von Übergriffen. 
  • Grenzen setzen: Lege klare Grenzen fest, wie die Mitarbeiterinnen im Umgang mit aggressiven Kindern reagieren dürfen. Der Schutz der anderen Kinder und des betroffenen Kindes steht an erster Stelle. 
  • Unterstützung bieten: Sei Ansprechpartner das Team und unterstütze die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Klären Sie, welche Reaktionsmöglichkeiten in Ordnung sind und was nicht akzeptabel ist. 

Mit der Umsetzung der Maßnahmen, kann dazu beigetragen werden, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten und der betreuten Kinder zu gewährleisten.  

Der Umgang mit aggressiven Eltern in der Kita erfordert Fingerspitzengefühl und klare Maßnahmen. Hier sind einige Schritte, die ergriffen werden können: 

  • Informiere den Träger: Teile dem Träger den Vorfall mit und bespreche das weitere Vorgehen. Auch eine Fachberatung kann helfen. 
  • Gespräch mit dem „Störer“ suchen: Wenn es sich um eine einmalige Entgleisung handelte und verbal geblieben ist, sprechen mit dem betroffenen Elternteil. Beteilige einen Vertreter des Trägers und die betroffene Erzieherin. 
  • Dokumentiere die Vorkommnisse: Halte den Vorfall genau fest. Die weiteren Schritte hängen von der Gesamtsituation und der Schwere des Vorfalls ab. 
  • Klare Maßnahmen ergreifen: Erwäge Hausverbote oder andere Konsequenzen, um Ruhe und Ordnung in der Kita wiederherzustellen. 

Denke daran, dass ein achtsamer Umgang mit Aggressionen wichtig ist, um positive Vorbilder zu setzen und die Sicherheit aller zu gewährleisten.  

Natürlich bieten wir auch Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung an. Nimm Kontakt mit uns auf: post@kinderleichter-arbeitsschutz.de  

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